Heimatmuseum "Altes Rathaus"
Loßburg - Im Herzen des Schwarzwalds!

Rundgang durch das Heimatmuseum „Altes Rathaus”

 

Eingangsbereich

Beim Betreten des Heimatmuseums erkennen wir sofort die Innenarchitektur des Erbauers Ludwig Schweizer, dessen Einsatz von heimischen Hölzern diesem Empfangsbereich eine besondere Wärme gibt. Dazu tragen auch Sonnen-Motiv-Lampen und die mit Holz verkleideten Heizkörper bei. Den Gesamtcharakter rundet der Fußboden mit Platten des Loßburger Sandstein ab, der seit über 150 Jahren bekannt und als Exportschlager weit verbreitet ist.


Zwei Vitrinen vermitteln ein sofortiges „Aha-Erlebnis”. In der ersten ist eine Loßburger Trachtenfamilie zu sehen. 

Die Kopfbedeckung „Schappel” weist auf den reichen Bauernstand hin (je größer die Schappel, desto reicher der Bauer). 

Der prächtige Kopfschmuck besteht aus einer Krone, die mit vielen farbigen Glasperlen und glitzernden Spiegeln kunstvoll verflochten ist. Sie hat einen Durchmesser von 28 cm und wiegt an die 2 Kilogramm. Um diese Schappel tragen zu können, ist ein starker Haarwuchs nötig, da sie mit vielen Nadeln im Haar befestigt wird und zusätzlich von vier Zopfbändern gehalten wird.


Die andere Vitrine zeigt die politische Gemeindefläche mit den Wappen der Ortsteile.

Das Werk wurde von der weit über die Gemeinde hinaus bekannten Loßburger Malerin und Bildhauerin Margot Jolanthe Hemberger (1921 - 2016) geschaffen.

Der Ortsteil Rodt, seit 1938 in die Doppelgemeinde Loßburg-Rodt eingegliedert, ist 1972 in Loßburg „aufgegangen”.

2007 kam die Doppelgemeinde Betzweiler-Wälde zur Gesamtgemeinde hinzu, so dass sich nicht nur die Gemeindefläche vergrößert hat, sondern auch die Einwohnerzahl auf mittlerweile 7.442 (Stand 31.12.2018).

nach oben

Loßburger Geschichte

Bevor wir links zu den Alamannen kommen, erinnern zwei Grenztafeln an die Landesgeschichte von Baden-Württemberg. Beide Tafeln standen einst im Grenzbereich auf dem Kniebis.

Gleich das erste Zimmer zählt zu einen Meilenstein des Museums. Es berichtet aus der Zeit der Merowinger. Die Ausstellung führt den Besucher 1.350 Jahre zurück und zeigt einen Teil der Exponate, die bei Ausgrabungen eines Gräberfeldes in Wittendorf im Frühjahr 1991 entdeckt wurden. Es werden Reste von mindestens 111 Individuen, darunter 39 Männer, 32 Frauen und 18 Jugendlichen gefunden. Die Archäologen legen die Zeit um 650 Jahre nach Christus fest. Bei uns lebten damals Alamannen.

Im folgenden Raum ist mehr über die jüngere Loßburger Geschichte zu erfahren. Tritt man über die Schwelle fällt gleich die gegenüberliegende Schrankwand mit den unterschiedlichsten Themen auf. Neben Gegenständen der letzten beiden Weltkriege sind Waffen der Bauern aus der Zeit des Bauernkrieges zu sehen.

Dem Bauernkrieg 1525 geht ein Aufruhr voraus, als sich 1514 im Remstal die Bauernschaft des „Armen Konrad” unter der Bundschuhfahne erheben. Aufstände im südlichen Schwarzwald beeinflussen 10 Jahre später auch die Bauern in der Herrschaft Loßburg. Nach der ersten Zusammenkunft am 10. April 1525 versammeln sich tags darauf 150 Bauern auf dem Vogelsberg (24-Höfe). Ihr Anführer ist Thomas Maier vom Vogelsberg. Der „helle Haufen” zieht in naheliegende Orte und nimmt sie ein. Der Haufen wächst und zusammen mit den Unterländer und Balinger Bauern sowie dem Schwarzwälder Haufen stehen sie am 10. Mai vor Herrenberg. Am 12. Mai kommt es bei Böblingen zur Entscheidungsschlacht. Dabei treffen 15.000 Bauern auf 7.500 Mann des Schwäbischen Bundes. Mit Artillerie und Reiterei werden die Bauern in die Flucht geschlagen und weitgehend vernichtet. Thomas Maier wird gefangen genommen und in Tübingen enthauptet. Die Bauern aus Loßburg zieht man zur Rechenschaft: nach einer Gefängnisstrafe leisten sie Urfehde, das heißt, sie haben den angerichteten Schaden zu ersetzen.

Daneben, auf der Nessel-Gardine, ist das einzige bekannte Bild von der „Lossburg” zu sehen, die Burgenforscher Koch rekonstruierte. Der Zeitraum des Burgenbaus wurde durch eine dendrologische Untersuchung der Eichenscheibe der „Loseburch" zwischen 1252 und 1273 festgelegt.

Ein weiter Zweig der Heimatgeschichte sind die Kleindenkmale. Seit 2001 planen in einer Gemeinschaftsaktion der Schwarzwaldverein, das Landesdenkmalamt, der Schwäbische Albverein und der Schwäbische Heimatbund eine flächendeckende Erfassung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg. Ziel des gemeinsamen Projektes ist die Dokumentation und Sicherung dieser in hohem Maße gefährdeten Zeugen unserer Geschichte.

Kleindenkmale umfassen: ortsfeste, freistehende, von Menschenhand geschaffene Gebilde aus Holz, Metall oder Stein. Dazu zählen neben Grenz-, Sühne- und Gedenksteinen auch Hauszeichen sowie Türsturze. Weiter gehören Naturdenkmale wie Hohlwege, Brücken und Biotope dazu. Als erstes haben sich Hans Saile und Ruth Tügend vom hiesigen Schwarzwaldverein die Markungssteine der Gesamtgemeinde vorgenommen. Die Grenze der Gesamtgemeinde beträgt 68 km, hinzu kommen Markungsgrenzen zwischen den Teilorten.

Einige der geschichtsträchtigsten Grenzsteine sind hier ausgestellt - Dubletten der Markungssteine stehen als Ersatz auf deren Originalplätzen. Herausragend ist der Dreimarkstein, mit den Wappen der Herren von Brandeck, der Württemberger und der Herren von Bubenhofen, Leinstetten. 

Die beiden Einzelsteine standen auf der Grenze zwischen Loßburg und Rodt im Loßburger Zauberland, die infolge von Baumaßnahmen entfielen.

Die meisten Themen in diesem Raum betreffen heute noch jeden Bürger, vor allem wenn wir an die Weltkriege denken. So kann man auch die Vereinheitlichung der Ortstafeln zu den logistischen Vorbereitungen des 1870er- Krieges zählen. In Württemberg wurden nach preußischem Muster in allen Gemeinden Ortstafeln bzw. Truppenteilschilder eingeführt und aufgestellt. Sie standen bis 1918 vor dem Rathaus oder waren direkt an ihm befestigt, so heute noch in Loßburg, [Betzweiler], Lombach, Sterneck, [Wälde], Wittendorf und 24-Höfe. Sie sind, soweit nicht am Rathaus angebracht, an Pfosten mit quadratischem Querschnitt befestigt und in den Farben des Königreiches Württemberg schwarz - rot gewendelt gestrichen.

Die wenigen ausgestellten Gegenstände der Weltkriege vermitteln was ein Krieg vermag. Löste der „Vaterländische Krieg” 1870 - 1871 noch Begeisterung auf breiter Basis aus, sind die Weltkriege nur noch Schrecken, Horror, Leiden und Wahnsinn. Sie sind Mahnung für uns und nachfolgenden Generationen - lebt und liebt den Frieden!

nach oben 

Loßburgs Industrialisierung


1. Vom Skalpell zur Spritzgussmaschine - Die Entwicklung der ARBURG

Wir wechseln Raum und Thema und folgen dem Pfeil ins gegenüberliegende Zimmer. Das Zeitalter der Industrialisierung entwickelte sich seit 1923 in Loßburg zaghaft.
Exemplarisch ist in unserer Gemeinde die ARBURG zu nennen. 1923 gründete Arthur Hehl nach einer chirurgiemechanischen Ausbildung ein eigenes Unternehmen.
Im Keller seines Loßburger Wohnhauses fertigte er zunächst chirurgische Instrumente (Skalpelle und Wundklammern). In den Jahren 1938/1939 wurde die Produktion auf Stanzartikel wie beispielsweise Schoppenringe umgestellt.

1943 entwickelte der Sohn Karl Hehl auf behördliche Anordnung einen Tarnnamen für den väterlichen Betrieb. Aus ARthur Hehl und LoßBURG entstand der heutige Firmenname ARBURG.

Der Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft bringt auch für ARBURG Umstellungen mit sich. Mehrere Jahre fertigte sie  Möbelbeschläge, Tortenuntersetzer, Kartoffelkörbchen und Bügeleisenuntersetzer, um den Nachholbedarf der ersten Nachkriegsjahre zu decken. 

Nach der Währungsreform 1948 nahm der Wettbewerb in diesem Sektor stark zu. Die Lösung dieses Wettbewerbproblems fand die Unternehmerfamilie dann Anfang der 50er-Jahre. Die Bedürfnisse der Menschen veränderten sich während der Wirtschaftswunderjahre. Fotografieren wurde beispielsweise ein beliebtes Freizeitvergnügen für jedermann. Die Unternehmerfamilie Hehl erkannte diesen Trend und begann Blitzlichtgeräte zu produzieren. ARBURG stellte die Blitzlichtgeräte in zahlreichen Varianten her. Der wirtschaftliche Erfolg dieser Produktion war sehr groß, bald wurden die handlichen Geräte auch nach Übersee exportiert. Doch die extremen Witterungseinflüsse bei der Verschiffung ließen in den Metallsteckern der Synchronverschlüsse Kriechströme auftreten. Die Batterien entluden sich, ganze Lieferungen kamen als Reklamation nach Loßburg zurück. Die Fehleranalyse machte deutlich, dass die Steckverbindungen kunststoffisoliert sein müssten, um die ungewollte Entladung zu verhindern.

Diese Zwangslage reizte den schwäbischen Erfindergeist von Karl Hehl: Kurzerhand entwickelte er 1954 die benötigte kleine Spritzgießmaschine selbst und baute sie aus den Stahltrümmern einer gesprengten Eisenbahnbrücke. Die Steckverbindungen konnten nun mit Kunststoff umhüllt werden, das ARBURG-Blitzlicht wurde tropentauglich. Die erste ARBURG-Spritzgießmaschine funktionierte bis auf einige nebensächliche Kleinigkeiten auf Anhieb.

Die innovative Technologie sprach sich auf dem Markt sehr schnell herum. Zahlreiche Aufträge und Nachfragen aus der ganzen Welt ermöglichten ab 1956 die Serienproduktion. ARBURG war in eine Marktlücke gestoßen. Neben ihrer Größe besaßen die handbetriebenen ARBURG-Maschinen nämlich noch einen unschätzbaren Vorteil, der sich im weiteren Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung als unbezahlbar erweisen sollte: Der Kunststoff konnte zum weltweit ersten Mal vertikal in die Trennebene eingespritzt werden.

Noch hatte Kunststoff zwar den Ruf, ein eher unscheinbares Ersatzprodukt zu sein, was aber nicht mehr lange so bleiben sollte. Man befand sich bei ARBURG auf dem richtigen Weg und trieb die technologische Entwicklung voran. ARBURG konzipierte als erster Hersteller Spritzgießmaschinen im Baukastensystem. Die sowohl horizontal als auch vertikal einsetzbare Kleinspritzgießmaschine war eine absolute Weltneuheit. Keine andere Maschine konnte bis zu diesem Zeitpunkt technische Kleinteile in solcher Serienperfektion und Wirtschaftlichkeit produzieren. So verhalf ein Bündel von Vorteilen ARBURG dazu, das Kleinteile-Spritzgebiet zu erobern und zahlreiche Möglichkeiten neu zu erschließen. Als deutlich wurde, dass man gewagt und gewonnen hatte, dass sich also auch die Richtung des Weges als die richtige erwies, arbeitete man mit Erfinderglück und kaufmännischem Engagement weiter. So wird die Unternehmensgeschichte ARBURG zum großen Teil die Technologiegeschichte des Kunststoffspritzgießens selbst.

nach oben

2. Bürostühle von ROVO - Eine weitere Erfolgsgeschichte

Der folgende Raum berichtet von einer weiteren Erfolgsgeschichte:

Wie bei vielen dynamischen Unternehmen beginnt alles in einer Garage. 

Rolf Völkle beginnt 1964 in der Garage seines Wohnhauses im Bahnhofweg in Loßburg mit der Fertigung von Stahlgestellen, Drahtwaren und Ziermöbeln in kleinen Serien. 

Vier Jahre später wird mit dem Einzug in die neue Fabrikhalle im Härlen eine Produktion von Zulieferteilen für die Möbelindustrie gestartet, aus der das heutige Erzeugnis hervorgeht - der Bürostuhl. 

1972 wird das erste Patent genutzt, um eigene Bürostühle zu entwickeln, in Serie zu fertigen und unter dem Markenzeichen „VÖLKLE - Bürostühle" zu vertreiben.

Bis 1980 werden parallel zu den Stühlen Zulieferteile hergestellt, nun wird die Produktion vollständig auf Bürostühle umgestellt. Der Einsatz von Kunststoff macht die Bürostühle leicht, stabil und wirtschaftlich. Das erste selbsttragende Kunststofffußkreuz der Welt wird 1982 entwickelt. In Zusammenarbeit mit Ergonom und Wohnmediziner Prof. Dr. Dr. Karlheinz Nier sowie Designern entstehen ergonomisch zukunftsweisende Sitzkonzepte. Das ist die Grundlage für viele Patententwicklungen, die sich Dank der guten Sitzleistung positiv auf die Körperfunktionen auswirken. Die Vermarktung des ersten patentierten mitwachsenden Kinder- und Jugendstuhles „BUGGY" ist mit weiteren sieben Produktfamilien erfolgsversprechend. 

Die gute Marktsituation fördert die Vergrößerung der Produktionsstätte, deshalb zieht der ganze Betrieb 1990 ins neue Werk „Hohenholz" in Wittendorf um. 

Dieses moderne Gebäude wurde im Rahmen eines Architektur-Wettbewerbes entworfen und verwirklicht.

 

 


nach oben

Gewerbe und Handwerk

Der folgende Raum zeigt das breite Themenspektrum des aktuellen, traditionellen und abgegangenen Loßburger Gewerbes. Mittelpunkt ist das Modell eines Fachwerkhauses. Die Gewerbeschule Nagold hat es mit dem 1. Schuljahr der Zimmerer-Klasse, für unser Museum gefertigt. Kleinere Modelle der Firma Zinser Holzbau weisen auf stabile Holzverbindungen hin. Fachwerke- und Dachgebälk-Konstruktionen haben viel Gewicht zu tragen, sind sie doch Wind und Sturm ausgesetzt.

Metzger konnten sich schon früh in der Gemeinde etablieren. Nicht an einem festen Ort, sondern unterwegs als Hausmetzger. Anders als heute, gab es bis Anfang des 20. Jahrhunderts bei uns keinen Metzgerladen, um einzukaufen, sondern die Erzeugnisse wurden allgemein auf Märkten angeboten. Zum Schlachten kam der Hausmetzger auf den Hof. Unter Mithilfe der ganzen Familie wurde das Schwein von Borsten befreit, geteilt, Fleisch gekocht, Därme gereinigt, Blut-, Leber- und Bratwürste hergestellt, Speckseiten zum Räuchern eingesalzen und Schmalz ausgelassen.

In der Welt der Gespannfahrer hat sich die Fahrsport-Sattlerei Mönch in 24-Höfe, einen Namen für hochwertige Geschirre erarbeitet. Spitzenqualität für Einspänner über Mehrspänner bis hin zur klassischen Gala-Anspannung wird in der Sattlerei gefertigt. Der Betrieb ging den umgekehrten Weg eines alten Handwerks zum modernen Betrieb. Eine Marktlücke erkennend begann Albrecht Mönch hochwertige Geschirre herzustellen. Die Qualität der Mönch-Geschirre schätzen zahlreiche Gespannführer, einige Turnierfahrer wurden damit Weltmeister. Nicht umsonst zählen die Spanische Hofreitschule in Wien und die königlichen Stallungen des Sultans von Oman zu seinen zufriedenen Kunden.

Auf der „Profi-Nähmaschine" vom Rodter Maß-Schneider Karl Wendel sehen Sie das Meisterstück einer Loßburger Schneiderin. Näh-, Stick- und Häkelproben gehörten bis in die 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zum Lehrstoff der Mädchen in den Grundschulen. Ursprünglich Frauendomäne und Haushandwerk, entstand das Handwerk des Schneiders, als die Kleidung der Menschen anspruchsvoller wurde und ein Zuschneiden der Stoffe erforderte. Der Schneider benötigte nur wenig Handwerkszeug. Werkzeug- und Nähkasten waren recht klein und bedurften keinerlei großen Kapitaleinsatz. Dies begünstigte einerseits die hohe Zahl der Schneider, andererseits die zahlenmäßig kaum geringeren Flickschneider. Sie lebten oft am Existenzminimum und das Märchen vom armen, tapferen Schneiderlein ist dem damaligen Leben entnommen.

Ein fast ausgestorbenes Handwerk ist der Glasmacher. Vor rund 800 Jahren entstanden in waldreichen Regionen, so auch im Schwarzwald, Glashütten. Für die Glasproduktion benötigten die Glasmacher sehr viel Holz zum Befeuern der Öfen und für die Produktion der Pottasche. Der Schwarzwald, vorwiegend mit Hainbuchen bewachsen, war idealer Rohstofflieferant - Quarzsand entnahm man den Bächen. Die Glasmacher lebten inmitten ihrer Rohstofflager. Die größte Ansiedlung bei uns war der Schöllkopf.

nach oben 

Sakraler Raum

Das Feldkreuz und ein Spruch über der Tür leiten uns in den kirchlichen Bereich. Entsprechend der Infrastruktur unserer Gemeinde, ist hier der christliche Glaube. bzw. die Religion auf breiter Basis mit Relikten von abgegangenen Kirchen der Gesamtgemeinde und des unteren Kinzigtales gegenwärtig. Die Exponate zeigen wichtige „Stationen im Leben eines Christen": Zuerst die Taufe, es folgen Kommunion, Konfirmation, Christenlehre, danach die Hochzeit - mit Sterben und Tod endet der Lebensablauf.

Magnet der Loßburger Bürger ist die Mappe mit den Konfirmanden-Bildern. Gar mancher findet sich gleich. Darunter ein Relikt aus der ehemaligen Loßburger Jakobskirche: die vordere Wand und die beiden schmiedeeisernen Begrenzungen des ehemaligen Altars.

Das 1520 erbaute Rodter Jakobs-Kirchlein wurde 1931/32 wegen Baufälligkeit abgerissen - Glasfenster von 1572 sind noch erhalten.

Dank Erwin Seeger aus Unterbrändi konnte die ehemalige Wallfahrtskirche in Unterbrändi gerettet werden. Er baute mit großem persönlichen Einsatz die verfallende Marienkirche zum Cafe um. Bei Restaurierungsarbeiten legte er 1977 bemalte Deckenreste, „Strohwickel", frei, auch Schindeln und handgeschmiedete Nägel.

Beide Gedenktafeln der Toten des 2. Weltkriegs mahnen heutige Generationen, den Wahnsinn „Kriege jeglicher Art" zu unterlassen und Konflikte mit Worte zu lösen.

 nach oben

Gasthäuser der Gemeinde

Der anschließende Raum mit der Museumsgaststätte lädt zum Verweilen ein. Einst und heute, werden große Familienfeste öffentlich in den Gasthäusern gefeiert. Eigentlich bei allen Anlässen, wo es etwas zu feiern gibt, sind Gaststätten „Austragungsorte" mit Treffen, Tanz und Unterhaltung.

Will man neueste Informationen vom Flecken erfahren, lohnt der Besuch am Stammtisch, auch die allgemeine Meinungsfindung erfolgt manchmal im Wirtshaus. Die Politik der Gemeinde wird von den Verantwortlichen oftmals in froher Runde „sondiert". Wichtige Vereinbarungen und Verträge finden ihr positives Ende oft bei einem guten Essen oder gutem Viertele. 

Die Ausstellungsstücke lassen so manche Episode von damals wieder bewusst werden, so auch das „Ochsenschild" am hinteren Museumseingang. Vom alten „Bären" stammt das Büffet. Über 100 Jahre ist es alt! Über der Tür hängen Reste des ehemaligen „Hirsch-Schildes". Selbst Reste können durch ihre Symbolkraft noch einiges erzählen. Neben dem springenden Hirsch, der auf die Gaststätte hinweist, ist darüber das Zunftzeichen des Hausmetzgers angebracht. Dies weist nach, dass der Hirschwirt vor 150 Jahren auch Hausmetzger war.

Mit Bau der Staatsstraße Freudenstadt - Alpirsbach 1859 sowie 30 Jahre später der Kinzigtal-Eisenbahn, schließen einige Gasthäuser in 24-Höfe und Loßburg, da Transporte mit Ochsen- und Pferdegespannen ausfallen und somit auch Ausspannen und Unterstellen der Tiere in den Rasthäusern. Die Flößerei fällt ebenfalls dem neuen Transportwesen zum Opfer. Stattdessen kommen mit Auto und Eisenbahn Erholungssuchende in den Schwarzwald. Davon profitierten Loßburg und Rodt.

 nach oben

Altes Handwerk

Die folgenden drei Räume zeigen Handwerksberufe, die es in dieser Form nicht mehr gibt, beziehungsweise so einen Wandel erfahren haben, dass sie sich zur industriellen Fertigung entwickelten. Bei den Waldberufen ist die Arbeit schwer geblieben, doch moderne Techniken erleichtern den täglichen Ablauf.

Das Modell der Waldwirtschaft, von Ilse Römpp, zeigt die Berufe der Waldbauern vor 150 Jahren. Davon sind einige vollkommen verschwunden, so der Stemmler, der vor dem Fällen die Bäume entastet hat.

Jahrhundertelang zählten die Flößer zu der Berufsgruppe, die zum ersten Mal bares Geld nach Hause brachte. Alle, die im Umfeld dieses Berufszweiges tätig waren, ging es verhältnismäßig gut, sie kamen zu einem gewissen Reichtum. Das Waldmodell zeigt, wie die geschälten Stämme zum Stapelplatz gebracht und anschließend in der Steinriese talabwärts zum Bindeplatz geschickt wurden.

Wie in der Waldwirtschaft hat die Landwirtschaft einen ähnlichen Verlauf genommen. Die zunehmende Industrialisierung hat auch vor dem Bauernstand nicht halt gemacht. Die ausgestellten Gerätschaften sind teils heute noch in kleinen Betrieben im Einsatz. Es lohnt etwas genauer hinzuschauen, denn es zeigt sich, dass gerade bei diesen Exponaten die Erinnerung an eine gar nicht so weit zurückliegende Vergangenheit noch frisch ist.

Ein weiteres Thema ist die Beweidung der eigenen und Gemeindewiesen, die nie ausreichten das Vieh satt zu bekommen. Die Wälder wurden zur Beweidung mit herangezogen. Der Wittendorfer Schultheiß Friedrich Beilharz erzählt in seinen Erinnerungen von seinen Abenteuern, die er als Hütebub um 1860 erlebte.

In jedem Dorf, so auch in Loßburg, gab es das Böttcher- und Küfer-Handwerk. Das Küfer-Handwerk geht ins 8. Jahrhundert zurück und ist aus Sorge um die Aufbewahrung von Lebensmitteln, Speisen und Getränken entstanden. 1947 gab es in Baden und Württemberg 1.614 Betriebe, heute ist der Beruf fast ausgestorben. In unserer Werkstatt aus dem unteren Kinzigtal sind auch Werkzeuge artverwandter Holzberufe zu finden. So von Wagnern, Zimmerleuten und Schreinern.

Wir verlassen den Raum und im Übergang zum nächsten hängen an der Wand einige Utensilien des Bäckers. Dieser Beruf stellt harte Anforderungen, bezüglich der Arbeitsbedingungen. Mit nächtlichem Kneten des Brotteiges und bei der Gluthitze des innenbefeuerten Backofens musste der Bäcker sein „tägliches Brot" schwer verdienen.

Heute stehen nur noch in Loßburg unterhalb der ehemaligen Jakobskirche, in Lombach am Ortsausgang Richtung Glatten und in der Rodter Ortsmitte ehemalige Backhäusle. Das 1843 erbaute Armen- und Backhaus in Loßburg wird teils genutzt. Die „Backhausfreunde" backen einmal monatlich für die Bürger Brot und ortsübliche Backwaren.

Die Gardine zeigt einen typisch heimischen Beruf: den Schindelmacher. Schindelmachen gehörte früher zu den Winterarbeiten auf den Bauernhöfen im Schwarzwald. Bauer und Knecht verstanden sich darauf, geeignetes Holz auszuwählen, in passende Längen zu schneiden und aufzuspalten. War es nach langer Lagerung trocken, wurde es mit dem Ziehmesser auf dem Spann- oder Schindelbock zu Schindeln geglättet und zugeschnitten.

Darüber hat die Firma Zinser Holzbau ein Gestell für Dachziegel aufgehängt. Mehrere Bürger haben flache und gerundete zur Verfügung gestellt. Unterschiedlicher Brand ist erkennbar. Auch Feierabendziegel sind dabei. Der Name entstand, als der Ziegler den letzten seiner täglichen Menge von 500 Ziegel abends kennzeichnete.

Mittelpunkt ist die Schuhmacher-Werkstatt. Mehrere Schuhmacher haben mit ihren Exponaten für eine vollständige Ausstellung gesorgt.

Dem Besucher fällt auf, dass das Handwerkszeug stark abgenutzt sind. Der Schuhmacher musste oft bis in die Nacht bei seinen Leisten bleiben, damit seine Kunden nicht barfuß herumliefen. Schier unzählige Arbeitsschritte waren notwendig, um einen Schuh herzustellen.

Der Werkstatt gegenüber berichten einige Reste vom Beruf des Müllers. In Loßburg gab es zwei Mahl-Mühlen (Obere und Untere Mühle), die vom Wassergraben (abgeleitet von der Kinzig) angetrieben. Die „Obere Mühle", 1560 erstmals genannt, wurde oberschlächtig angetrieben und das Mühlenrad übertrug die Wasserkraft auf zwei Gänge.

Im folgenden Raum dominiert das Schmiede-Handwerk. Von alters her war der Schmied Hersteller von Werkzeugen, somit Zulieferer der übrigen Handwerker, auch verfügte er über Kenntnisse der anderen Berufe. Darüber hinaus hatte er die Fähigkeit Waffen zu produzieren. Er galt in der Gemeinde als wichtiger und vertrauenswürdiger Mann. In Loßburg gab es noch vor 50 Jahren vier Schmiede, heute keine mehr. Die ausgestellten Zangen unterschiedlicher Profile, die Esse und der schwere Hammer stammen aus der „Wössner-Schmiede", der 180 kg schwere Amboss kommt von Eugen Lehmann, Oberbrändi.

Über den Beruf des Schneiders haben wir bereits im Vorfeld einiges geschrieben.

Jetzt ist Zeit über das wichtigste Gewebe des Mittelalters bis in die Neuzeit zu sprechen: Leinen.

Schauen wir uns um, sieht man alle Geräte, um Leinen herzustellen - von der Ernte über das Spinnen bis zum Weben ist alles vorhanden.

Vorläufig verlassen wir mit diesem Raum auch das Thema Handwerk, später wird es uns noch einmal bei den Schwarzwalduhren begegnen.

Jetzt laufen wir den Gang zurück bis zum Eingangsbereich und gehen einen Stock höher.

nach oben 

Das Ehrenzimmer

Nach den letzten Stufen wird der Rundgang ganz rechts im ehemaligen Bürgermeisterzimmer fortgesetzt.

Bis 1954 waren die heute dreigeteilten Räume ein Klassenraum, in dem Fünft- bis Siebtklässler Unterricht hatten.

Dann "herrschten" hier die Bürgermeister Gerhard Eßlinger, Walter Schmid (1958 bis 1999) und Thilo Schreiber (2000 bis zum Umzug ins neue Rathaus).

Heute zeigt sich das Bürgermeisterzimmer als Ehrenraum mit Rodter und Loßburger Ehrenbürgern sowie den Partnerschaftsurkunden mit Frankreich und Ungarn.

 

rechts: Eduard Breuninger, links: Paul Schröder

Erster Ehrenbürger wird der Stuttgarter Kommerzienrat Eduard Breuninger, geboren am 14. Juli 1854 in Backnang.

 1910 hatte er den Plan für seine Angestellten des Kaufhauses Breuninger ein Ferienheim zu bauen, in dem sie jährlich eine Ferienzeit von zwei bis drei Wochen verbringen können.

Nachdem er mehrere Standorte im ganzen Land besichtigte, entschied er sich für Rodt. Insgesamt umfasste das Gelände 40 Morgen, davon fast ein Drittel Wald. Er wurde im Laufe der Jahre nicht nur ein großer Förderer der Gemeinde Rodt, auch die Vereine von Rodt und Loßburg erhielten regelmäßig großzügige Spenden. Zur Feier seiner Goldenen Hochzeit mit Ehefrau Lydia am 3. Oktober 1928 in Hohenrodt, überreichte die Vertretung der Gemeinde Loßburg den Ehrenbürgerbrief für sein besonderes Engagement in beiden Gemeinden.

Aus Stuttgart-Feuerbach kommend siedelte sich Ingenieur Paul Schröder vor dem 1. Weltkrieg mit seiner Frau Elfriede in Rodt in der Pflegersäcker an. Als Fabrikant war er Besitzer der Firma Apparatebau in Feuerbach. Im Laufe der Jahre kaufte er in Rodt in der Nähe seines Haus und weiter weg liegend Gelände auf. Er beabsichtigte in Rodt ein Gutshaus nach Vorbildern der Gutshöfe in Ostpreußen zu errichten. Für seine Verdienste um Loßburg zeichnete Bürgermeister Eßlinger ihn anlässlich seiner Goldenen Hochzeit am 7. Oktober 1954 mit dem Ehrenbürgerbrief aus.

rechts: Eugen und Karl Hehl, links: Walter Schmid

Am 31. Oktober 1997 erhalten die Gebrüder Eugen und Karl Hehl aus der Hand von Bürgermeister Walter Schmid die Ehrenbürgerwürde, nachdem beide Herren Jahre zuvor die Bürgermedaille in Gold erhielten.

„Sie haben nach dem 2. Weltkrieg in unermüdlichem Einsatz die Firma ARBURG, zusammen mit ihrem Vater, Arthur Hehl, zu einem bedeutenden, weltweit exportierenden, mittelständischen Unternehmen aus kleinen Anfängen heraus entwickelt."

Als bislang Letzter im Reigen der Ehrenbürger wurde am 17. Dezember 1999 Bürgermeister Walter Schmid, der im Alter von 27 Jahren Bürgermeister von Loßburg wurde, ausgezeichnet. „Bei seinem Amtsantritt war Loßburg mit seinen 1.891 Einwohnern ein armes kleines Bauerndorf, dessen Infrastruktur einen minimalen Leistungsstand aufwies. In den 40 Jahren seiner Tätigkeit hat sich Loßburg zu einem bedeutenden Industriestandort mit dreitausend Arbeitsplätzen und vielen mittelständischen Handels- und Handwerksbetrieben entwickelt. Gleichzeitig hat sich die Gemeinde zu einem Luftkurort mit beträchtlichen Übernachtungszahlen gewandelt.

Der Gedanke einer Partnerschaft zu den Nachbarländern entstand für Bürgermeister Schmid aus der Schulpartnerschaft heraus. Sie war 1973 Keimzelle der kommunalen Partnerschaft zwischen Anse in Frankreich und Loßburg. 

An Pfingsten 1979 begannen die Bürger von Anse und Loßburg - mit der Unterzeichnung einer Partnerschaftsurkunde - den Weg zu Verständigung, Freundschaft und Europäischer Vereinigung zu gehen.

Die Partnerstadt Anse liegt im Tal der Saone zu Füßen der Berge des Beaujolais. Die historische Altstadt zeigt Relikte der gallisch-romanischen Frühzeit.

Bereits 1986 begann das Bemühen, eine ungarische Gemeinde für die Freundschaft mit Loßburg zu gewinnen. Die Grenzöffnung zwischen Ungarn und Österreich 1989, machte den Weg in Freiheit und Demokratie nicht nur für unsere Landsleute im Osten frei. In Dankbarkeit reichten die Loßburger zu Pfingsten 1992 den Bürgern in Harta (deutsch: Hartau) die Hand zur Freundschaft. In Harta haben die Nachkommen deutscher Siedler Kultur und Sprache der Vorfahren durch alle Wirren der Vergangenheit gehütet und bewahrt.

Nach der deutschen Vereinigung unterstützten Gemeinden des Landkreises Freudenstadt das neue Bundesland Sachsen. Eine Delegation aus Anse war dabei und wurde informiert als Loßburg mit Harta eine Partnerschaft begründete und in Hammerbrücke in Sachsen über die Hürden des Neubeginns half. Die Anser Partner schlossen in Anse einen Freundschaftspakt mit den neuen Loßburger Partnern Harta und Hammerbrücke. Aus dem Duo Anse-Loßburg wurde so ein Quartett.

 nach oben

Das Klassenzimmer

Den anschließenden Raum braucht man nicht näher beschreiben. Das kleine Klassenzimmer zeugt davon, dass in diesem Gebäude bis 1954 Loßburger Kinder ihr zu „Hause" hatten. 

Beide weißen Säulen waren für die Statik des Raumes notwendig, da früher das Klassenzimmer über die ganze Giebelseite reichte. Ältere Besucher erinnern sich bei den Exponaten an ihre Schulzeit. 

Lauscht man ihren Erinnerungen, so ist heute noch ihre Begeisterung herauszuhören. Immer geht es um strenge Lehrer, die ab und zu mit „Tatzen" straften, wenn man sich nicht „normal" verhielt. Lernen hat allen Spaß bereitet, einige tragen heute noch Gedichte vor, die sie gelernt haben.

 nach oben

Das Uhrenzimmer

Wir verlassen das Klassenzimmer, halten uns rechts und sehen die Holzfigur eines Schwarzwälder Uhrenträgers, die Urform des heimischen Händlers. Die Uhrenträger erwarben Uhren von den Uhrmachern und vertrieben sie in ganz Deutschland sowie den angrenzenden Ländern.

Dem Betreten des Uhrenzimmers folgt ein „Aha-Erlebnis" über die Vielfalt der ausgestellten Uhren. Es sind alles Schwarzwälder Uhren, die im Laufe der Jahrzehnte ihr Aussehen veränderten. Die ältesten Stücke sind 250 Jahre alt. Die Geschichte der „Schwarzwälder Uhr" begann Mitte des 17. Jahrhunderts in den höheren Regionen des Schwarzwaldes. Zentren bildeten sich um Furtwangen und Neustadt.

Glasträger haben von ihren Reisen eine hölzerne Uhr in den Schwarzwald mitgebracht. Unbekannt ist der Holzhandwerker, der die Uhrenherstellung begründete. Vor allem ergriffen nichterbberechtigte Bauernsöhne das neue Gewerbe. Die Uhrmacher arbeiteten in ihren kleinen Häusern, die Werkstatt war meist in der Stube eingerichtet. Die hausgewerblichen Uhrmacher konkurrierten bis Ende des 19. Jahrhunderts mit der aufkommenden Uhrenindustrie.

Nehmen Sie sich in diesem Raum etwas mehr Zeit, denn es lohnt sich, die prächtigen alten Uhren näher anzusehen.

 nach oben

Alte Küche

Im ehemaligen Flur sind heute Möbel ausgestellt, die vor 200 Jahren in alten Schwarzwaldhäusern im unteren Kinzigtal standen.

Typisch ist der kleine Hausaltar, einst in der Wohnküche oder im Wohnzimmer eines Hauses aufgestellt.

Noch älter ist die Aussteuer-Truhe. Sie wurde aus Tannenholz gefertigt und für die nach und nach beschaffte Aussteuer der Braut verwendet.

Bei „Heimholung" der Braut stand die Truhe auf dem Hochzeitswagen und war Bestandteil des Brautgutes. Nach der Hochzeit wurde der Truheninhalt in den Wäscheschrank umgelagert.

Ein „schwarzes" Küchenbüffet wurde ebenfalls aus Tannenholz hergestellt und stammt etwa aus der Zeit um 1800. Das Büffet hat einen Sicherheitsverschluss. Ursprünglich stand es in der sogenannten „Schwarzküche" eines Schwarzwälder Bauernhauses. Die schwarze Färbung rührt vom freien Rauchabzug her. Ein Kamin war nicht vorhanden.

 nach oben

Die Lehrerwohnung

Entlang der Vitrine mit den Stopfeiern und Bildern des heimischen Malers Karl Haist, betreten wir die Räume der ehemaligen Lehrerwohnung, der später Finanzverwaltung, Steueramt und Gemeindekasse folgten.

Das Inventar stifteten größtenteils Loßburger Bürger. Es ist bis 200 Jahre alt.

Bis in die 1970er-Jahre haben die Hausfrauen viele ausgestellten Gerätschaften der Waschküche noch benutzt, denn nicht alle Familien konnten sich in diesen Jahren bereits eine Waschmaschine leisten.

Die Einrichtung der großen Küche mit den alten Gerätschaften, legt Zeugnis über eine vergangene Zeit ab. Sie gibt auch Aufschluss über die Lebensbedingungen der Loßburger vor etwa 100 Jahren. In der wald- und landwirtschaftlich geprägten Gemeinde war in der Regel Schmalhans Küchenmeister. Man war, außer einige begüterte Bauern, arm.

Es fällt der große Gussofen auf. Ursprünglich stand er mit der Rückseite direkt an einer Wand und wurde von einem Nebenraum aus befeuert.

Der Ofen wurde 1785 gebaut und wurde bis 1965 in einem Bauernhaus in Wittendorf benutzt, danach bis 1983 in Lombach-Ursental als Übergangs- und Zusatzheizung.

Ob die ehemalige Lehrerwohnung tatsächlich so eingerichtet war, ist unbekannt.

Früher wurde die „gute Stube" nur zu besonderen Anlässen betreten. Das Klavier oder ein Grammophon war um die Jahrhundertwende in vielen Wohnungen zu finden. Dieses Wohnzimmer hatte bereits elektrisches Licht, in der Küche leuchtete dagegen die Petroleum-Lampe, wenn die Tage kürzer wurden.

 nach oben

Schwarzwälder Trachten

Bevor wir ein Stockwerk höher gehen, lohnt sich beim Rückweg der Blick in die beiden Vitrinen im Vorraum.

Die Original Loßburger Tracht, über 100 Jahre alt, ist dunkel gehalten. Die Tracht, eine alte Heimattracht des Oberen Kinzigtales und wurde vom 17. bis ins 19. Jahrhundert als Arbeitstracht getragen.

Zur Tracht gehört der Wifling-Rock, der auf der Rückseite gefältet ist.

Wifling, ein grobes Gewebe aus leinenem Zettel und schafwollenem Einschlag, wurde früher vom Bauern selbst gewoben und für Hosen und Röcke verwendet.

Damit die Falten länger „heben", wurden beispielsweise in Loßburg die Röcke beim Bäcker auf den Tisch gelegt, darüber kam ein Tuch und darauf die frischen warmen Brote aus dem Backofen.

Im Kleiderschrank hängen Trachtenkleider aus verschiedenen Regionen des Kinzigtales, hauptsächlich nach fürstenbergischen Vorbildern.

Daneben sind Zinnfiguren ausgestellt, mit ihnen spielten früher Kinder, heute sind es beliebte Sammlerstücke der Erwachsenen.

 nach oben

Die Modelleisenbahn

Wir kommen nun zum Schluss unseres Rundgangs durch das Heimatmuseum und steigen die letzten Stufen hinauf. Der Flur mit dem großen Kleiderschrank und der gemütlichen Erker-Ecke ist als Ruheplatz gedacht.

Die beiden ehemaligen Räume des Notariats sind den Telefonen und der Modelleisenbahn gewidmet. 

Gegenstände des Loßburger Bahnhofs erinnern an die Dampfeisenbahn-Zeit. 

Im Mittelpunkt stehen das elf Meter lange Modell des Loßburger Bahnhofs und das Modell des Lauterbad-Viaduktes. Obwohl ein Wanddurchbruch notwendig war, bleiben beim Bahnhofsmodell Elemente übrig, die nicht gezeigt werden können.

Zur Modellbahn selber: Fünf begeisterte Freudenstädter Modelleisenbahnfreunde haben von 1993 bis 1997 diese maßstabsgetreue Anlage, „Rund um den Bahnhof Loßburg-Rodt", gebaut. Alle Einzelteile wurden selbst hergestellt. Tatkräftig dabei waren: Thomas Geppert, Helmut Breil, Hans Berger, Dieter Scheffel und Horst Sauter.

Bemerkenswert ist, dass das Lauterbadviadukt vom blinden Hans Berger gebaut wurde.

Das Viadukt ist in Natur 212 Meter lang, 34 Meter hoch, hat zwei Ortpfeiler, vier Mittelpfeiler, sowie Stahlfachwerkträger.

Der Loßburger Bahnhof und das Lauterbadviadukt gehören zur Kinzigtalbahn. Als Kinzigtalbahn wird die Bahnstrecke Hausach - Schiltach - Freudenstadt bezeichnet. Sie ist die Fortsetzung der Gäubahn Stuttgart - Freudenstadt.

Rechtsgrundlage für den Bau der Kinzigtalbahn bildete der badisch-württembergische Staatsvertrag vom 29. Dezember 1873. Baden und Württemberg vereinbarten eine Verbindung der badischen Kinzigbahn mit der württembergischen Nagoldtalbahn von Hausach über Freudenstadt nach Hochdorf.

Die Kinzigtalbahn wurde als einspurige Bahnstrecke projektiert. Die Gesamtstrecke ist 39 km lang, wovon 24,8 km auf württembergischem Gebiet verlaufen. Die Baugenehmigung der 14,2 km langen badischen Strecke Hausach-Schiltach erfolgte am 03.08.1876 durch den Großherzog von Baden. Um 1884 wurde im Rahmen der Kinzigtalbahn der Loßburger Tunnel erstellt. Die Baukosten betragen für das Königreich Württemberg 9,8 Millionen Mark, für das Großherzogtum Baden 4,7 Millionen Mark. Am 3. November 1886 wurde die Kinzigtalbahn feierlich eröffnet.

Die Entwicklung unseres liebsten „Kommunikations-Apparates" hat eine gar nicht so lange Entwicklung hinter sich. Heute nutzen wir Smartphones, iPhones oder Handys in der Regel intuitiv und problemlos. Welche Mechanismen früher eingeschaltet werden mussten, um den fernen Gesprächspartner zu erreichen, weiß heute fast niemand mehr. Der Fernsprecher wurde von Philipp Reis 1861 erfunden, eingeführt hat ihn 1877 Graham Bell. Ortsfernsprech-Einrichtungen wurden in Deutschland erst 1881 (in Berlin) in Betrieb genommen.

Die erste bekannte „Telephon"-Einrichtung ist aus Lombach bekannt. 1905 wurde im Gasthaus „Lamm“ der Telegraph eingerichtet und die Wirtin Barbara Zürn übernahm die erste Telefonzelle der Gemeinde.

 nach oben